Die Diskussion um das Verbrenner-Aus 2035 kocht erneut hoch. Studien warnen vor massiven Jobverlusten, Spitzenpolitiker schlagen Alarm – und doch setzen manche Branchenexperten weiter auf die Chance einer elektrifizierten Zukunft.
Der Weckruf im September – warum die Debatte jetzt eskaliert

Eine im September 2025 veröffentlichte Studie schlägt heftige Wellen: Bis zu 250.000 Stellen könnten in Deutschland verloren gehen, wenn 2035 wirklich Schluss mit neuen Benzin- und Dieselautos ist. Vor allem mittelständische Zulieferer geraten in Panik, weil sie ihre hochspezialisierten Verbrenner-Produktionslinien kaum noch amortisieren können.
Gleichzeitig rückt die Internationale Automesse in München das Thema ins Rampenlicht. Die glänzenden Batteriefahrzeuge auf der IAA kontrastieren scharf mit den Sorgen vieler Beschäftigter, die fürchten, schon in wenigen Jahren zum alten Eisen zu gehören.
Doch welche Zahl erschüttert Politik und Industrie am meisten?
Jeder dritte Job in Gefahr – die 250-000-Marke, die alles verändert

Die von der Friedrich-Naumann-Stiftung beauftragte Analyse rechnet vor: Rund ein Drittel der gut 800.000 direkten Auto-Jobs in Deutschland hängt am Verbrenner. Besondere Risiken sehen die Forschenden in Regionen wie Baden-Württemberg und Sachsen, wo Antriebstechnik und Getriebefertigung dominieren.
Statt eines gemütlichen Übergangs prognostiziert die Studie eine abrupte „Talsohle“ zwischen 2030 und 2035, wenn Verbrenner-Modelle auslaufen, aber Batterieserien noch nicht in voller Stückzahl laufen. Die Folge wäre eine dramatische Beschäftigungslücke, die sich nur mit massiven Qualifizierungsprogrammen schließen ließe.
Damit rücken die politischen Schwergewichte auf die Bühne …
Kretschmer, Söder & Co. – das parteiübergreifende Blitzgewitter

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nennt das EU-Verbot „ideologisch getrieben“ und warnt vor der „Zerstörung industrieller Wertschöpfung“. Ähnlich drastisch tönt Bayerns Regierungschef Markus Söder: Ohne Kurskorrektur drohe ein Kollaps der Leitindustrie.
Interessant: Beide Politiker werben nicht nur für ein späteres Aus, sondern auch für E-Fuels als Rettungsanker. Sie hoffen, dass synthetische Kraftstoffe Verbrenner-Jobs und Klimaziele verbinden könnten – ein Vorschlag, der von Umweltverbänden als „teurer Irrweg“ abgelehnt wird.
Doch während die Ministerpräsidenten laut trommeln, zittern ganz andere Akteure am meisten …
Die stille Gefahr für Zulieferer – wenn Spezialschrauben plötzlich niemand mehr braucht

Mehr als 70 % der bedrohten Stellen liegen bei kleinen und mittleren Firmen, die Kolbenringe, Einspritzdüsen oder Abgassysteme liefern. Solche Komponenten entfallen bei E-Autos schlichtweg. In Baden-Württembergs Schwarzwald-Tälern oder in Ost-Thüringen stehen deshalb ganze Ortschaften unter Strom – im negativen Sinn.
Viele Betriebe haben ihre Margen jahrelang in Forschung für noch sparsamere Diesel gesteckt. Nun fehlen ihnen die Liquidität und Fachkräfte, um innerhalb von zehn Jahren Batteriegehäuse, Inverter oder Brennstoffzellenstacks zu entwickeln.
Bleibt also wirklich nur das große Wegbrechen? Nicht unbedingt, wie eine Gegenstudie zeigt …
Hoffnungsschimmer E-Mobilität – wenn Politik und Industrie das Tempo mitgehen

Eine Analyse des Umweltverbands Transport & Environment malt ein anderes Bild: Hält Europa strikt am Verbrenner-Aus fest und kurbelt gleichzeitig Batterie- und Ladeinfrastruktur an, könnte die Fahrzeugproduktion 2035 wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen. Damit ließen sich Arbeitsplätze langfristig sichern, nur eben in neuen Segmenten.
Der Knackpunkt: Deutschland müsste im Schnellgang Gigafactories hochziehen, Ausbildungsprogramme für Software- und Batterie-Technik auflegen und den Strompreis für Industriekunden senken. Ohne diese Hausaufgaben droht das Szenario der Massen-Entlassungen Realität zu werden.
Was also ist zu tun, bevor die Frist 2035 unaufhaltsam näher rückt?
Der Countdown läuft – welche Entscheidungen jetzt fallen müssen

Branchenvertreter fordern ein Sofortpaket: Investitionsprämien für Zulieferer, steuerliche Anreize für Weiterbildung und eine verbindliche Roadmap für Lade-Netze. Ohne solche Maßnahmen, warnen die Studienautor:innen, wird die Job-Bilanz düster ausfallen.
Gleichzeitig wächst der Druck auf die Bundesregierung, in Brüssel ein flexibleres Regelwerk auszuhandeln – etwa Ausnahmen für E-Fuels oder Übergangsquoten. Wie sich Berlin entscheidet, wird das Schicksal von Hunderttausenden Beschäftigten bestimmen.
Damit ist klar: Das Verbrenner-Aus ist kein fernes Zukunftsthema mehr, sondern eine tickende Uhr – und jeder Politiker, jede Firma und jede Fachkraft hört sie lauter denn je.